„Ein guter Austausch und Draht zu allen Rathäusern in der östlichen Wetterau sind mir wichtig. Da kommunale Themen auch oft Landespolitik betreffen, bekommt man die Rückmeldungen am besten direkt vor Ort“, erklärt Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl bei ihrem Antrittsbesuch im Büdinger Rathaus. Bürgermeister Benjamin Harris und Erste Stadträtin Katja Euler begrüßten die Landtagsabgeordnete gerne: „Auch wir wollen einen guten Kontakt pflegen. Uns geht es vor allen Dingen um die Sache und darum, dass wir Büdingen für die Zukunft wappnen.“.
Die interkommunale Zusammenarbeit wollen beide weiter vorantreiben: „Dabei muss man auch meinen Vorgänger lobend erwähnen, da er viel dafür getan hat, dass sich die östlichen Kommunen zusammengetan haben. Wir sitzen hier als eine Mannschaft und können viel bewegen, wenn wir uns gegenseitig unterstützen“, resümiert der Rathauschef. Daran wollen er und Euler auch in Zukunft anknüpfen. Den Neuanfang an der Rathausspitze begreifen sie als Chance, sich: “gemeinsam durchzukämpfen und Büdingen voranzubringen“, wie Harris betont.
Herausforderungen stehen in den nächsten Jahren viele an. Die Kindertageseinrichtungen im Stadtgebiet stellen dabei ein Dauerthema dar: 13 Stück sind es aktuell, die Wartelisten lang. Eine neue Kita soll daher entstehen: „Unsere größten Probleme sind hierbei die Finanzierung und die Gewinnung von Personal“, erläutert die Erste Stadträtin. Man biete alles an, was ginge, von der praxisintegrierten Ausbildung bis hin zum dualen Studium. Zusätzlich versuche man auch, über kreative und neue Ansätze Personal zu werben und für die Arbeit in der Familienstadt zu begeistern. Landtagsabgeordnete Gnadl kennt das Problem nur zu gut: „Die Landesregierung muss für eine auskömmliche Finanzierung der Kommunen sorgen, damit diese ihre Aufgaben gut erledigen können. Gerade im ländlichen Raum stellen die Kinderbetreuungseinrichtungen eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Hier müssen zukünftige Regierungen, so wie in anderen Bundesländern auch, stärker die Betriebskosten finanzieren.“
Auch bilde sich in der steigenden Zahl der Kindertageseinrichtungen der gesellschaftliche Wandel ab und künftig dürften noch weitere Betreuungsplätze nötig werden. Daher sei es neben der finanziellen Ausstattung ebenso wichtig, die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern. Nur so könne man mehr Fachkräfte dauerhaft gewinnen, erklärt die Landtagsabgeordnete. Erste Stadträtin Katja Euler klagt außerdem über einen interkommunalen Wettbewerb um Erzieher*innen: „Größere Städte wie Bad Vilbel können einfach mehr zahlen und werben so Leute ab. Das können wir uns gar nicht leisten, ähnlich geht es auch umliegenden Nachbarkommunen.“
Neben den Kindertagesstätten sind für Harris und Euler die Büdinger Schulen wichtig. Bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung sehen sie große Herausforderungen. Die Stadtschule Büdingen bietet derzeit das Ganztagsprofil 1 an, mehr sei personell und raumtechnisch unter den gegebenen Voraussetzungen gar nicht leistbar. Alleine in diesem Schuljahr wurden fünf 1. Klassen eingeschult – die Stadtschule platzt daher aus allen Nähten. Zusätzlich gibt es den städtischen Hort. Hier werden aktuell nur noch Erstklässler neu aufgenommen und auch hier sind die Wartelisten lange. Dennoch leistet der Hort eine wichtige Betreuungsaufgabe und federt einiges ab.
Dauerbrenner in der Büdinger Stadtpolitik ist und bleibt auch das Sportzentrum am Dohlberg. Nachdem bei einem Bürgerentscheid das nötige Quorum zur Rechtsverbindlichkeit nicht erreicht worden ist, wurde das Thema immer wieder aufgegriffen. Mit der Ausrichtung der Landesgartenschau 2027 und der damit einhergehenden Planung des neuen Bürgerparks an der Seeme erlangte es jüngst erneute Brisanz. Eine Umgestaltung des Geländes am Rathaus würde zwangsweise zu einer Verlegung des Sportplatzes und des Sportheims der SG 05 Büdingen führen: „Damit wäre das Sportzentrum am Dohlberg wieder im Gespräch. Hierzu gibt es auch tolle Ideen und Entwicklungsmöglichkeiten. Allerdings sind wir zur Finanzierung und Umsetzung dieser dringend auf Landesmittel angewiesen“, erklärt der Büdinger Bürgermeister. Auch der Wetteraukreis müsse sich als Schulträger aus Sicht der beiden Büdinger an der Finanzierung beteiligen. Dieser hatte nach Errichtung der neuen Laufbahn am Wolfgang-Ernst-Gymnasium jedoch keine weiteren Unterstützungen in Aussicht gestellt: „Die Laufbahn ist für einen angemessenen Sportunterricht nicht ausreichend. Wir können in Büdingen in Sport keine Abiturprüfungen abnehmen, da wir nicht über die hierfür vorgeschriebene Ausrüstung verfügen. Das geht eigentlich nicht“, findet Euler. Der Büdinger Bürgermeister Harris stimmt ihr zu und wünscht sich die Unterstützung des Wetteraukreises.
Lisa Gnadl bedankt sich sehr für das Gespräch und den guten Austausch mit der neuen Rathausspitze. Sie will auch künftig als Ansprechpartnerin zur Verfügung stehen und die Büdinger Interessen im Land vertreten.