Neben dem Ysenburgischen Gesamtarchiv gebe es nach Aussage von Heimatforschern in Büdingen auch noch drei Rentkammerarchive der Schlösser Büdingen, Meerholz und Wächtersbach, die größtenteils staatliche Akten aus dem 18. und 19. Jahrhundert enthielten. Diese müssten der Forschung zugänglich gemacht werden und in öffentlichen Besitz übergehen, fordert die Wetterauer SPD-Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl.
In einer erneuten parlamentarischen Anfrage an die Landesregierung wollte Gnadl wissen, weshalb der Zugang zu den nun bekannten Rentkammerarchiven bisher nicht möglich gemacht wurde. Nachdem Frau Staatsministerin Kühne-Hormann Anfang dieses Jahres einen Gesprächstermin bezüglich des Bandhauses in Büdingen absolviert hatte, teilte das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst in einer Presseerklärung am 06.02.2013 mit, dass die Archivalien im Bandhaus Büdingen der Forschung zugänglich gemacht werden sollen und Wolfgang Ernst Fürst zu Ysenburg die Nutzung des Archives zu Forschungszwecken im Rahmen seiner Möglichkeiten gestatten werde. Auf Anfragen von Heimatforschern reagierte der Archivar des Ysenburgischen Gesamtarchivs seither nicht.
Die Rentkammerarchive sind für die Geschichte von insgesamt 60 Orten in der Region von zentraler Bedeutung und müssen schnellstmöglich für Forschungszwecke vollständig freigegeben werden. Das im Februar von der Wissenschaftsministerin geführte Gespräch hat zu keinerlei Erfolg geführt, erklärte die Wetterauer Landtagsabgeordnete hierzu. Wenn die Aussagen der Heimatforscher zutreffen, dann handelt sich hierbei nicht um Privateigentum, sondern um Dokumente im Zuständigkeitsbereich des Staates. Sämtliche zu den Ysenburger Fideikommission gehörenden Archive hätten auf Stiftungen übertragen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen.
Weiterhin sei auch ungeklärt, wer rechtlicher und faktischer Inhaber der Rentkammerarchive sei und wo die Akten gegenwärtig aufbewahrt werden. So teilte die Ministerin mit, dass die Archive aus Wächtersbach und Meerholz gar nicht mehr im Bandhaus seien. Für jenes erklärten sie und Wolfgang Ernst Fürst zu Ysenburg aber die Zusage zu einer Einsicht. Wie kann es sein, dass diese Archive einfach ohne Kenntnis an einen anderen Ort gebracht wurden?, wundert sich Gnadl über das Vorgehen und erhofft sich durch die Anfrage eine Aufklärung der Sachlage.
Die Rentkammerarchive bieten uns wahrscheinlich ein wichtiges Zeugnis der Geschichte unserer Region. Sie gehören in die Hand einer öffentlichen Stiftung, wo sie endlich eingesehen und für Forschungszwecke benutzt werden können. Ich hoffe, dass durch die Anfrage geklärt werden kann, wo die Archive sich befinden, wie groß sie sind und wie sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können, fordert die Wetterauer SPD-Abgeordnete abschließend.