Die Wetterauer Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl (SPD) und die innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Nancy Faeser, informierten sich kürzlich bei einem Besuch des Büros von BUNTerLEBEN in Echzell über die Arbeit des Projekts. BUNTerLEBEN ist eine gemeinsame Initiative der Kommunen Florstadt, Echzell, Reichelsheim und Wölfersheim im Rahmen des Lokalen Aktionsplans (LAP) gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus und wirbt für Vielfalt und Respekt in der Gesellschaft.
Kerstin Zorn und Sabrina Lauster von BUNTerLEBEN, Anne Wilmers, Coach im Rahmen des Bundesprogramms Toleranz fördern Kompetenz stärken und Klaus Karger vom Regionalmanagement Oberhessen, das die Initiative unterstützt, stellten den schwierigen Prozess dar, in Zuge dessen das Problem von rechtsextremen Einstellungen in Vereinen, Politik oder Kirchen thematisieren werde. Nicht zuletzt die eigens am Beginn der Projektphase durchgeführte Studie belege, dass auch in der mittleren Wetterau viele Vorurteile und Ressentiments gegenüber Fremden bestehen: Es ist immer schwierig, den Menschen darzulegen, dass fremdenfeindliche, homophobe oder frauenfeindliche Einstellungen nicht nur Probleme irgendwo in Ostdeutschland sind, sondern mitten in der eigenen Lebensrealität existieren und sich bei vielen sogar im eigenen Verhalten widerspiegeln, berichtete Sabrina Lauster von ihren Erfahrungen.
Wie die Koordinatorin der Initiative, Kerstin Zorn, erklärte, wolle das Projekt auch auf die kommunalen Behörden Einfluss nehmen und sie unterstützen, eine Willkommenskultur für zugezogene Menschen zu entwickeln: Die Behörden sind für viele Menschen, die hier herziehen, der erste Ansprechpartner. Daher darf man ihre Rolle nicht unterschätzen, so Kerstin Zorn.
Das Projekt sei nach fast zwei Jahren Arbeit als Teil und wichtiger Partner der örtlichen Zivilgesellschaft akzeptiert worden. Die ehrenamtlichen Begleitausschuss-Mitglieder sind wichtige Bindeglieder in die Vereine und Zivilgesellschaft. Es ist sehr erfreulich, dass wir schon so viele interessante Einzelprojekte in den vier Kommunen umsetzen konnten. Immer mehr Menschen sind bereit, entschieden für die Ziele des LAP und ein tolerantes, interkulturelles Miteinander einzutreten, erklärte Klaus Karger.
Einhellig betonten alle Vertreter, dass sie vor allem in der Mehrheitsgesellschaft Mauern in den Köpfen einreißen und so die Ursprünge von Rechtsextremismus bekämpfen wollen. Wir machen vor allem Präventionsarbeit und wollen jungen Menschen, aber auch Älteren ein Bewusstsein für Diskriminierung vermitteln und diese so möglichst verhindern, erklärte die Echzeller Jugendpflegerin Christine Woderski.
Besonders beeindruckt zeigten sich die beiden SPD-Landtagsabgeordneten von dem – von der Jugendpflegerin im Rahmen von BUNTerLEBEN selbst entwickelten – Spieleparcours, der beispielweise in Schulen oder auf Jugendfreizeiten eingesetzt werden kann. Ein vergleichbares Projekt habe ich noch nicht gesehen, erklärte die innenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion und Mitglied des SPD-Kompetenzteams für den Bereich Inneres, Kommunales und Sport bei der kommenden Landtagswahl, Nancy Faeser. Ich glaube, mit dieser Arbeit verfolgt BUNTerLEBEN einen guten Weg, um nachhaltig für eine vielfältigere und weltoffenere Gesellschaft zu sorgen, schloss sich Lisa Gnadl an.
Beide Abgeordnete würdigten das große Engagement der Initiative, das Vorbildcharakter für andere Projekte haben sollte: Ich kenne auch andere Projekte im Rahmen von Lokalen Aktionsplänen, aber das in Echzell ist in vielen Dingen weit voraus, unterstrich Faeser. Als örtliche Abgeordnete zeigte sich Lisa Gnadl besonders froh, dass sich in der Wetterau viele engagierte Menschen so vehement für Demokratie und Pluralität einsetzen: Die vielen guten Ideen und die entschlossene Zivilgesellschaft hier in der Wetterau beeindrucken mich immer wieder. Umso wichtiger wäre es, dass von Seiten des Landes endlich mit einem eigenem Landesprogramm und finanziellen Mitteln der Kampf gegen den Rechtsextremismus unterstützt würde, erklärte Gnadl. Auch Nancy Faeser sieht hier noch Nachholbedarf: CDU und FDP verweigern sich immer noch einem hessischen Landesprogramm gegen Rechtsextremismus, dabei wäre auch für Hessen ein solches Programm dringend geboten, so Faeser.
Gnadl unterstrich, dass besonders die kleinen Initiativen vor Ort ein wichtiger Baustein in der Präventionsarbeit seien und unbürokratische Unterstützung benötigten. Die lokalen Aktionspläne sind ein wichtiger Baustein für ein tolerantes Hessen und sind unbedingt zu unterstützen, so Gnadl abschließend.