Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl (SPD) zu Besuch bei der Friedberger Tafel: „Eindrucksvolles Engagement und erschreckende Armut.“

Die Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl hat die „Tafel“ in Friedberg besucht, um sich vor Ort über den Alltag der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, aber auch der Kunden der Tafel zu informieren. Die Friedberger Tafel e.V., die vor sieben Jahren gegründet wurde, ist die größte Tafel im Wetteraukreis und versorgt fast 1.800 Kunden, darunter über 600 Kinder, mit Lebensmitteln, die beispielweise von Supermärkten nicht mehr verkauft werden. Um diese große Nachfrage bedienen zu können, muss die Friedberger Tafel zwischen acht und zehn Tonnen Lebensmittel pro Woche einsammeln und wieder verteilen.
„Ich bin tief beeindruckt von dem Engagement der über 70 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Hier gibt es eine ausgefeilte Logistik und Organisation, die die Hilfe für so viele Menschen erst möglich macht“, erklärte Gnadl während ihres Besuchs bei der Tafel.
Im Gespräch mit der ehrenamtlichen Leiterin der Tafel , Hannelore Finkernagel, und Mitarbeiterin Frau Reichardt, diskutierte die Landtagsabgeordnete aber auch über die vielfältigen Ursachen von Armut und Bedürftigkeit. So wusste Frau Reichardt zu berichten, dass nicht nur Arbeitslose bei der Tafel Unterstützung erhalten, sondern auch viele Berufstätige, deren Lohn nicht ausreicht, um die eigene Familie zu ernähren. Besonders bedenklich sei, dass immer mehr Rentner bei den Tafeln Hilfe suchten, da sie mit ihrer Rente kaum Leben könnten. „Viele Menschen, die wir unterstützen, sind durch Schicksalsschläge erst in diese prekäre Lage gekommen“, erklärte Reichardt im Hinblick auf die vielen Vorurteile, die es nach wie vor gegenüber Bedürftigen gibt.
Ein kleiner Lichtblick sei, so Reichardt, dass sie momentan keine Warteliste führen müssten. „Ich hoffe das einige Bedürftige, die sich noch schämen, unsere Hilfe anzunehmen, zu uns kommen, damit wir ihnen zumindest etwas mehr Lebensqualität schenken können“ ermutigte die Leiterin der Tafel in Hinblick auf die vielen häufig älteren Menschen, die immer noch Angst hätten stigmatisiert zu werden, wenn sie sich bei der Tafel Hilfe holten.
„Es ist leider traurige Realität, dass auch hier in der Wetterau tausende Menschen auf Lebensmittelspenden angewiesen sind, um sich und ihre Familie ernähren zu können“, erklärte Gnadl mit Blick auf die Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen in schwierigen Situationen seien.
Neben einem Gespräch über die Hintergründe der Tafel und die Situation der Kunden wurde der Landtagsabgeordneten auch das Kühl- und Lagerungssystem sowie die Essensausgabe gezeigt. Besonders stolz war Frau Reichardt auf das ausgeklügeltes Konzept der Tafel, durch das die betroffenen Menschen ohne lange Wartezeiten mit den Lebensmitteln versorgt werden. „Bei uns muss niemand unnötig lange in Schlangen stehen“, machte Reichardt deutlich.
Lisa Gnadl zeigte sich beim Besuch der Tafel sehr nachdenklich: „Zwar kann man nicht genug herausstellen, wie wichtig das Engagement der unzähligen Helferinnen und Helfer ist, aber es ist auf der anderen Seite sehr erschütternd, dass in unserer reichen Gesellschaft so viele Menschen auf Lebensmittelspenden angewiesen sind“, resümierte Gnadl über den Besuch bei der größten Wetterauer Tafel.
Für Gnadl ist das Thema Armutsbekämpfung eines der drängendsten politischen Themen für die kommenden Jahre: „Dazu sind mehrere Maßnahmen notwendig, etwa ein gesetzlicher Mindestlohn, der mit Niedriglöhnen Schluss macht, eine Anhebung der Erwerbsminderungsrenten, bedarfsgerechte und ehrlich berechnete Sätze beim Arbeitslosengeld sowie eine armutsfeste Solidarrente. Das sind konkrete Schritte, mit denen die Lebenssituation vieler Menschen auch in der Wetterau verbessert werden könnte und für die es sich zu streiten lohnt“, so Gnadl abschließend.