Am Freitag geht das Schuljahr in Hessen zu Ende und die Schülerinnen und Schüler erhalten ihre Zeugnisse, so auch in der Wetterau. Bekäme die schwarz-gelbe Landesregierung in Hessen ein Zeugnis für ihre Bildungspolitik im vergangenen Schuljahr, dann würden die Zensuren zwischen ungenügend und mangelhaft liegen, ist sich die Wetterauer Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl (SPD) sicher.
So habe erst vor einigen Tagen eine Studie der Bertelsmannstiftung gezeigt, dass Hessen beim Angebot von Ganztagsschulen einen der letzten Plätze im Vergleich der Bundesländer einnehme. Die Studie komme in ihrem Länderbericht zu Hessen zu dem Urteil: Wenige Angebote, hohe Nachfrage. Hessen sei zusammen mit dem Saarland Schlusslicht bei den gebundenen Ganztagsangeboten. Viele Eltern wünschen sich verlässliche Ganztagsangebote an den Schulen, auch um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Aber in Hessen entfernt sich die Schulpolitik immer weiter vom Elternwillen, kritisiert Lisa Gnadl.
Daran habe auch der Wechsel an der Spitze des Kultusministeriums nichts geändert im Gegenteil: Die neue FDP-Ministerin Nicola Beer hat sich gleich nach ihrer Amtseinführung in einem Zeitungsinterview vom Ziel der 105-prozentigen Lehrerversorgung bis zum Ende der Legislaturperiode verabschiedet. Sie bricht damit ein zentrales Versprechen gegenüber den Eltern. Dabei ist das 105-Prozent-Ziel wichtig, damit der Unterrichtsausfall reduziert wird und genügend Personal vorhanden ist, um kompetenten Vertretungsunterricht sicherzustellen, so die SPD-Abgeordnete.
Auch bei der Verkürzung der gymnasialen Mittelstufe (G8) müsse die schwarz-gelbe Landesregierung kurz vor Schuljahresende ihr Scheitern eingestehen. Die schwarz-gelbe Koalition legt in dieser Legislaturperiode einen Schlingerkurs bei G8 hin, der auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird. CDU und FDP sind sich noch nicht einig, welche Korrekturen sie beim verkürzten Abitur vornehmen wollen. Alle Versuche der SPD-Fraktion in den vergangenen Jahren, den G8-Schulstress in der Mittelstufe zu beenden und stattdessen durch eine flexible Schuleingangsphase und eine flexible Oberstufe mit Kurssystem ein Abitur in zwölf Jahren zu ermöglichen, hat die schwarz-gelbe Landtagsmehrheit in ihrer Selbstherrlichkeit abgelehnt. Und dies obwohl sich Landeselternbeirat und Landesschülervertretung für das SPD-Modell ausgesprochen haben, so Lisa Gnadl.
Politik wie diese sei die Ursache dafür, dass mittlerweile laut Hessentrend von Infratest dimap 67 Prozent, also mehr als zwei Drittel der hessischen Bürgerinnen und Bürger mit der Schulpolitik der CDU/FDP-Landesregierung unzufrieden seien.
Hessen braucht eine ambitionierte und insgesamt bessere Bildungspolitik, die sich an den Kindern orientiert. Doch dafür reicht es nicht, nur die Ministerin auszutauschen, sondern dafür benötigen wir eine komplett neue Landesregierung, so die SPD-Politikerin abschließend.