Vergangene Woche besuchte die Wetterauer Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl (SPD) die Ortenberger Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring, um sich über die aktuelle Planungssituation des ehemaligen Steinbruchs Am Gaulsberg zu informieren. Pfeiffer-Pantring erläuterte dabei anschaulich, warum sie sich nicht für die Verfüllung, sondern für eine alternative Nutzung des Areals stark macht.
Wenn es nach dem Abschlussbetriebsplan der ehemaligen Betreiberfirma BAG und des aktuellen Inhaberunternehmens Schrimpf geht, werden die stillgelegten Krater zwischen Eckartsborn und Ortenberg nun 30 Jahre lang mit insgesamt 2,4 Millionen Kubikmetern Erdaushub verfüllt. Bleichenbach und Selters, die bereits jetzt vom Steinbruch Bergheim betroffen sind, könnten mit einer weiteren Verkehrsbelastung rechnen: Zur Verfüllung des Steinbruchs werden Lastwagen regelmäßig Material nach Ortenberg liefern. Viele Menschen haben an die Zukunft des ehemaligen Steinbruchs andere Erwartungen als 30 Jahre Belastung durch LKW-Verkehr, kritisiert die SPD-Landtagsabgeordnete die Pläne der BAG. Die Verkehrsbelastung für die Menschen in Selters ist jetzt schon kaum zumutbar. Der LKW-Verkehr, den ein Verfüllen des stillgelegten Ortenberger Steinbruchs mit sich brächte, würde das Fass zum Überlaufen bringen. Ferner birgt ein Verfüllungsvolumen in dieser Größenordnung Risiken, die in Verbindung mit den berührten Grundwasserzonen nicht klar sind.
Ein so gut erschlossene Areal in einer an Natur reichen, aber Entwicklungsflächen und möglichkeiten armen Region soll aus Pfeiffer-Pantrings Sicht stattdessen touristisch genutzt werden. Die Idee: Auf der Fläche des ehemaligen Steinbruchs soll ein einzigartiger, überregional bedeutsamer Erlebnisort geschaffen werden, der einerseits einen außerschulischen Lernort für die Bio- und Geowissenschaften darstellt und andererseits auch touristisch genutzt werden kann.
Mit der Entwicklung eines geologischen Natur-Erlebnisparks und Science-Centers bietet sich die einmalige Chance, dieses geologische Schwergewicht sicht- und erlebbar zu machen, unterstützt Gnadl das Konzept. So bescheinigt auch eine wissenschaftliche Konzeptstudie (2009) das herausragende geologische Potenzial, das der Steinbruch mit dem offenen Aufschluss im Vogelsbergmassiv bietet. Nicht nur die Zusammenarbeit mit der geowissenschaftlichen Forschung, z.B. der Universität Frankfurt und Gießen, wäre damit möglich, sondern auch eine Stärkung des Bildungstourismus: Die dort vorhandene Erdoberfläche, die den unverhüllten Gesteinsuntergrund zu Tage treten lässt, ermöglicht geologische Zusammenhänge verständlich darstellen.
Anknüpfen würde dies, so Pfeiffer-Pantring, ebenfalls an die Vorarbeiten, die bereits für eine touristische und wirtschaftliche Nutzung der Region geleistet wurden: Das Natur- und Kulturerbe könnte für und durch den Tourismus geschützt und gleichzeitig aufgewertet werden. Im Verbund mit der Keltenwelt sehe ich auch eine große Chance zur Stärkung unserer lokalen und regionalen Wirtschaft. Neben der Entwicklungsfläche Infrastruktur mit Caravan-Stellplätzen, Hotels und Gastronomie könne die Region zusätzlich auf der Entwicklungsfläche Tourismus zahlreiche Möglichkeiten für Aktivsportarten wie wandern, klettern und tauchen bieten und damit gleichzeitig neue Arbeitsplätze schaffen.
Das Konzept wurde bereits dem Regierungspräsidium vorgestellt und es erscheint möglich, dass das Gelände tatsächlich als Sondergebiet für Tourismus entwicklungsfähig wäre. Hoffnung hierauf gebe auch der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Ortenberg: In seiner Sitzung im Dezember hat das Parlament entschieden, dass der Magistrat mit den Eigentümern des Steinbruchs Ortenberg bzw. mit den Inhabern des Bergrechtes erörtern solle, unter welchen Bedingungen die Stadt Ortenberg Eigentümerin des Geländes werden könne, um das Areal selbst zu entwickeln.
Bürgermeisterin Pfeiffer-Pantring zeigt sich besonders erfreut: Diese Entscheidung ist ein notwendiger Schritt in der zukünftigen Nutzung des ehemaligen Steinbruchs. Der Gestaltungsspielraum, der sich mit Erwerb eines solchen Geländes ergeben würde, stellt ein gigantisches Potenzial für unsere Region dar. Ortenberg möchte dieses Projekt anpacken. Dem stimmt auch Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl zu: Mit der Entwicklung eines Natur-Erlebnisparks besetzt Ortenberg einen in der Region bislang nicht vertretenen Themenkomplex, der zur Wertschöpfung unserer ganzen strukturschwachen Region beiträgt. Sowohl Kinder, Jugendliche und Familien als auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer könnten vom geologischen, touristischen und wirtschaftlichen Angebot dieses Geländes profitieren.