Gnadl und Gremmels auf Energietour im Wetteraukreis

Kompostierungsanlage Ilbenstadt: MdL Timon Gremmels, MdL Lisa Gnadl, Wolfgang Patzak (als Wetterauer Abfalldezernent zuständig für das Humus- und Erdenwerk Ilbenstadt), Dr. Jürgen Roth und Georg Dierschke (beide Geschäftsführer der Kompostierung Wetterau)Biogasanlage Wölfersheim: Markus Vogler, Jens Diefenbach, Michael Schmidt, Thomas Eckhardt , MdL Lisa Gnadl, MdL Timon Gremmels, Dezernent Wolfgang Patzack, Bgm. Rouven Kötter, Stefano Jardella, Gerhard WeberWasserkraftwerk Lißberg: Stefano Jardella (Vorstandsassistent bei der OVAG), MdL Lisa Gnadl, MdL Timon Gremmels, Martin Rühl (Betriebsleiter des Wasserkraftwerks), Thomas Eckhardt (Abteilungsleiter Stromerzeugung/Wärmedienstleistung bei der OVAG Energie)

Seit der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März dieses Jahres wird die Suche nach alternativen Energien in ganz Deutschland forciert. „Aber der Atomausstieg allein ist noch keine Energiewende. Vielmehr ist eine konsequente Förderung einer klimaschonenden und vor allem dezentralen Energieversorgung nötig“, so Timon Gremmels, energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag. Daher bereist Gremmels die Landkreise in Hessen, um sich über Energieprojekte in verschiedenen Städten und Gemeinden zu informieren. Auf Einladung der örtlichen SPD-Landtagsabgeordneten Lisa Gnadl besichtigte Gremmels drei Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung in der Wetterau.


1.Station: Humus- und Erdenwerk in Niddatal-Ilbenstadt

Bei der ersten Station ihrer „Energietour“ durch den Wetteraukreis informierten sich Gremmels und Gnadl über die Biogasgewinnung im Humus- und Erdenwerk in Niddatal-Ilbenstadt. Seit 2007 werden hier die Bio-Abfälle von rund 270.000 Wetterauer Einwohnern nicht nur kompostiert, sondern durch eine Vergärungsvorstufe genutzt, um klimaneutrales Gas zu gewinnen. Mit dieser Vergärungsvorstufe übernahm Ilbenstadt hessenweit eine Vorreiterrolle, wie die Geschäftsführer der Kompostierungsanlage Dr. Jürgen Roth und Georg Dierschke den beiden SPD-Landtagsabgeordneten während eines Rundgangs erklärten, an dem auch der zuständige Wetterauer Abfalldezernent Wolfgang Patzak teilnahm.
Das in Ilbenstadt erzeugte Biogas wird vor Ort in einem Blockheizkraftwerk für die Stromgewinnung genutzt. Während die elektrische Energie in das reguläre Stromnetz eingespeist wird, dient die anfallende Wärme aus dem Kraftwerk zur Unterstützung des Vergärungsvorgangs. „Unsere Anlage produziert pro Jahr knapp fünf Millionen Kilowattstunden an Strom und reduziert die CO2-Belastung jährlich um rund 3.500 Tonnen“, erklärten Roth und Dierschke.
Die Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl betonte den innovativen und beispielhaften Ansatz, aus Bioabfällen Gas für die Stromerzeugung zu gewinnen: „So wird der Abfall vor seiner Weiterverarbeitung als Kompost als Rohstoffquelle genutzt. Außerdem sind die Erlöse aus dem Stromverkauf gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zu den Kosten der Abfallbeseitigung und entlasten damit die Bürgerinnen und Bürger.“
Für Timon Gremmels ist Biogas für einen umweltfreundlichen Energiemix unverzichtbar: „Biogas steht auch dann zur Verfügung, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind einmal nicht weht. Daher setzen wir uns als SPD dafür ein, dass das Erneuerbare Energiengesetz mit einem Speicherbonus beispielsweise die Errichtung von Biogas-Speichertanks fördert. Damit wäre eine solche Speicheranlage etwa auch für Ilbenstadt betriebswirtschaftlich interessant. Das Blockheizkraftwerk könnte dann besonders viel Strom produzieren, wenn andere Energiequellen nicht ausreichen und damit einen wichtigen Beitrag zur kontinuierlichen Versorgungssicherheit leisten“, so Gremmels.


2.Station: Geplante Biogasanlage der OVAG in Wölfersheim

Die Erzeugung von Biogas war auch Thema der zweiten Station auf der „Energietour“. Im Gewerbegebiet Wölfersheim-Berstadt ließen sich die beiden Landtagsabgeordneten von Vertretern der Gemeinde Wölfersheim, des kommunalen Versorgungsunternehmens OVAG sowie den zuliefernden Landwirten über den Baufortschritt der Biogasanlage informieren, die Mitte nächsten Jahres in Betrieb gehen soll. „Damit wird Wölfersheim wieder zum Energiestandort“, wie Bürgermeister Rouven Kötter betonte. Doch nicht nur aus Tradition, sondern auch wegen anderer Faktoren sei der gewählte Standort in Wölfersheim ideal für die Erzeugung von Biogas. Einerseits liegt die entstehende Anlage in unmittelbarer Nähe einer Gasleitung. Das gewonnene Biogas kann somit direkt ins regionale Erdgasnetz eingespeist und der angeschlossenen Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Andererseits ist die Biogasanlage von vielen landwirtschaftlichen Betrieben umgeben, die die nötige Biomasse zur Gasproduktion aus der unmittelbaren Umgebung anliefern können. „Damit leistet die Wetterauer Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und gleichzeitig erschließen sich für die zuliefernden Landwirte neue Einnahmemöglichkeiten“, fasste Lisa Gnadl die für alle Beteiligten gewinnbringenden Effekte der Biogasanlage zusammen.
Michael Schmidt, Geschäftsführer der Biogas Oberhessen, Thomas Eckhardt, Abteilungsleiter Stromerzeugung und Wärmedienstleistung bei der OVAG-Energie sowie OVAG-Vorstandsassistent Stefano Jardella betonten den Pilotcharakter des Projekts für den kommunalen Energieversorger, der die Anlage betreiben wird. Rein rechnerisch würde die Energiemenge, die in Berstadt produziert werden soll, ausreichen, um alle Wölfersheimer Haushalte mit Strom zu versorgen beziehungsweise rund 2.000 Haushalte mit Wärme und Warmwasser.
Timon Gremmels würdigte die Rolle kommunaler Energieversorger bei der Energiewende: „Es sind vor allem die kleineren, kommunalen Unternehmen, die sich auch schon vor der Nuklearkatastrophe von Fukushima für erneuerbare Energien stark gemacht haben. Daher ist es auch wichtig, dass die Städte, Gemeinden und Landkreise mehr Handlungsspielraum erhalten, um sich energiepolitisch zu engagieren. Damit sich die hessischen Kommunen wirtschaftlich betätigen dürfen, muss dringend der Paragraph 121 der HGO entsprechend geändert werden“, fordert Gremmels.


3.Wasserkraftwerk der OVAG in Ortenberg-Lißberg

Ein Teil des Ökostroms der OVAG stammt auch aus dem Wasserkraftwerk in Ortenberg-Lißberg, das die dritte und letzte Station der „Energietour“ bildete. Das 1923 in Betrieb genommene Wasserkraftwerk ist dabei die älteste Anlange zur umweltfreundlichen Stromgewinnung in der Wetterau. Bei seiner Entstehung war es darauf ausgelegt, den Strom für ganz Oberhessen mit seinen damals rund 20.000 Einwohnern zu erzeugen. „Wir hatten schon zum Beginn der Stromerzeugung in unserer Regionen einen hohen Anteil von regenerativer Energie und das wollen wir in der Zukunft auch wieder erreichen“, erklärte Lisa Gnadl ihrem Landtagskollegen bei der Besichtigung der Turbinen mit dem Betriebsleiter des Wasserkraftwerks, Martin Rühl.
Das Kraftwerk liefert jährlich eine Strommenge von knapp 35 Millionen Kilowattstunden und wird mit Wasser aus dem Hirzenhainer Stausee und dem Hillersbachteich betrieben, wobei die Höhendifferenz zwischen den Wasserspeichern und dem Kraftwerk rund 65 Höhenmeter beträgt. Der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Gerhard Becker setzte sich massiv für den Erhalt und die Sanierung des Wasserkraftwerks ein. Im Jahr 2001 wurde dies mit dem von der damaligen rot-grünen Bundesregierung beschlossenen Erneuerbare Energiengesetz (EEG) möglich, das entsprechende Zuschüsse gewährte, sodass die rund 90 Jahre alte Technik heute wieder in neuem Glanz erstrahlt und weiterhin ihren Dienst erfüllt. Als energiepolitischer Sprecher diskutierte Timon Gremmels mit Betriebsleiter und OVAG-Mitarbeiter Martin Rühl besonders die Möglichkeit, das Wasserkraftwerk auch als Pumpspeicherkraftwerk zu nutzen oder es mit weiteren kleineren Kraftwerken zu einem „virtuellen Kraftwerk“ zusammenzuschalten, das größere Kraftwerke ersetzen kann.
Am Ende ihrer gemeinsamen Tour im Zeichen der erneuerbaren Energien zeigten sich Gremmels und Gnadl optimistisch: „Unsere heutigen Besuche haben gezeigt, dass erneuerbare Energien große Potenziale besitzen und wir dank vieler dezentraler und kommunaler Projekte auf dem Weg zu mehr erneuerbaren Energien mit großen Schritten vorankommen. Nachdem CDU und FDP ihre Blockadehaltung bei den erneuerbaren Energien jetzt endlich aufgeben und bei der Energieversorgung immer mehr auf den Kurs einschwenken, den wir als SPD schon seit mehreren Jahren verfolgen, kann auch in Hessen die Energiewende gelingen“, so die beiden SPD-Landtagsabgeordneten abschließend.